Am 1 August 2014 fand in der Galerie „Altes Rathaus“ eine Feierstunde statt, mit der das frische renovierte Rathaus offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde. „Das Rathaus ist“, so Stadtbürgermeister Franz Xaver Scherrer in seiner Begrüßungsrede, „seit eh und je das Zentrum jeden Dorfes und jeder Stadt. Oft stand oder steht es auch ganz real in der Ortsmitte oder an herausgehobener Stelle in der Innenstadt – wie bei uns. Und stets ist es der Ort, an dem die wichtigen Entscheidungen fallen, also der Mittelpunkt des Lebens einer Gemeinde.“
Weiter führte Franz Xaver Scherrer aus: „Das Rathaus ist für sie beziehungsweise für das Leben einer Gemeinde von herausragender Bedeutung. Und deshalb ist es nur recht und billig, dass diese Bedeutung auch in seiner architektonischen Gestaltung zum Ausdruck kommt. Aus diesem Grunde hat der Stadtrat im Jahre 2012 beschlossen, unser nunmehr schon fast 170 Jahre altes Rathaus grundlegend umzugestalten und umfassend zu restaurieren.“
„Die Investitionen in die Restaurierung haben sich gelohnt, auch wenn die Kosten in Höhe von 420.000 Euro inkl. der Baunebenkosten nicht unbeträchtlich sind. Die Kostenschätzung für die Baukosten lag bei 325.752,-- Euro (brutto). Beauftragt wurden ursprüngliche Arbeiten in Höhe von 275.288,- Euro (brutto). Im Zuge der Baumaßnahme wurden Nachtragsaufträge in Höhe von 78.557,-- Euro (brutto) erteilt. Die Nachtragsaufträge wurden insbesondere erforderlich, da durch Abbruch- und Freilegungsarbeiten Schäden an den Holzkonstruktionen und dem Sandstein, der fehlende Aufbau bei der Innentreppe, der nicht vorhandene Estrich in einem Teilbereich des EG etc. sichtbar wurden, was zuvor nicht erkennbar war. Hinzukamen Mehraufwendungen bei den Malerarbeiten auf Grund von Vorgaben des Denkmalschutzes und bezüglich des Brandschutzes. Die Finanzierung für die Sanierung des Rathauses erfolgt durch eine Förderung des Landes mit zwei Dritteln und der Stadt Hagenbach mit einem Drittel.“
„Das erneuerte Rathaus ist ein Symbol dafür, dass Hagenbach sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellt und Projekte durchzieht, die auf die Zukunft gerichtet sind. Ich freue mich, den Umbau nunmehr seiner Bestimmung übergeben zu dürfen und wünsche uns allen, dass er Zeuge erfolgreicher und friedlicher Zeiten sein möge.“
Die bauleitende Architektin Silvia Knötig ging anschließend auf Details der Baumaßnahmen ein:
„Nach Jahrzehnten verschiedenster Nutzungen und einem Alter von ca. 170 Jahren bedarf ein Rathaus der Renovierung und Sanierung. So war das auch hier in Hagenbach. Für die Planung und Organisation der Umbauarbeiten hat die Stadt Hagenbach mich beauftragt. Für dieses Vertrauen möchte ich mich zu allererst recht herzlich bedanken.
Bei der Untersuchung des Sanierungsbedarfs stellte sich schnell heraus, dass es nicht einfach damit getan war, die sogenannten normalen Abnutzungserscheinungen z.B. der Boden-/ Wand- und Deckenbeläge zu erneuern. Im Laufe der Jahre haben sich die anzuwendenden Vorschriften und Gesetzte wie auch die Ansprüche der Nutzer an das Gebäude sehr geändert. Aus diesem Grund mussten zusätzliche aufwendige Maßnahmen zur Verbesserung der Bereiche Energieeinsparung, Elektro – und Sanitärinstallation und Statik getätigt werden.
Die alten, undichten Fenster wurden durch Holzsprossenfenster nach historischem Vorbild, aber nach neuestem, energetischem Standard ersetzt und die zugige Glaseingangstür durch eine massive Holztür. Zudem wurde die oberste Geschossdecke gedämmt. Damit wurde nicht nur der energetische Zustand des Gebäudes verbessert, sondern auch das Raumklima für die Nutzer.
Die marode Elektroinstallation des Gebäudes wurde komplett erneuert und auch die von den 60er Jahren geprägten Sanitärräume wurden den heuten Ansprüchen in Größe und Ausstattung angepasst.
Nicht mehr sichtbar, aber ein wesentlicher und wichtiger Bestandteil der Sanierung, waren die statischen Maßnahmen zur Sicherung der Tragfähigkeit der zum Teil sehr geschwächten Geschossdecken des Rathauses. Sehr aufwendig und zeitintensiv mussten die vom Insektenbefall oder durch Feuchtigkeit geschwächten, tragenden Holzbalken ausgewechselt oder unterstützt werden. Nur so konnte eine sichere Nutzung des Gebäudes gewährleistet werden.
Unterstrichen wurde die Modernisierung des gesamten Erscheinungsbildes des Rathauses durch ein helles Farbkonzept, eine angepasste Beleuchtung und neueste Medientechnik. Das Gebäude soll einen offenen und freundlichen Eindruck vermitteln, damit die Mitarbeiter und die Besucher gerne in das Alte Rathaus kommen und sich dort auch wohlfühlen werden. Aus diesem Grund wurden die stark abgenutzten Böden, Wand- und Deckenflächen neu gestaltet. Ein neuer freundlicher Parkettboden und Fensterbänke in Eiche, moderne anthrazitfarbene Fliesen und schlichte weiß verputzte Wände und Decken verleihen dem Gebäude einen neuen Glanz. Insbesondere der Ratssaal, die „gute Stube“ von Hagenbach, wurde mit einem akustischen Deckensegel zur Verbesserung der Raumakustik, mit neuem Beleuchtungskonzept und mit moderner Medientechnik zu einem repräsentativen Raum ausgestattet. Trotz der umfangreichen Umbaumaßnahmen konnten einige historische Details wie das Stuckgesims entlang der Decke, der alte Parkettboden und die Sockelleisten erhalten bleiben. Sie geben dem neuen Ratssaal seine persönliche Note und seinen besonderen Charme.
In Zusammenarbeit und Abstimmung der Denkmalschutzbehörde Germersheim, wurde vor allem die Neugestaltung der Fassade nach historischem Vorbild, wie schon erwähnt die Holzsprossenfenster, geplant. Sämtliche Natursteinflächen wurden fachmännisch überarbeitet und ggf. ausgebessert. Ein nachträglicher Anstrich in Natursteinfarbe dieser Flächen und der weiße Anstrich bestehender Außenputzflächen und eine auf die Fassade abgestimmte Außenbeleuchtung geben dem Rathaus ein neues und frisches Erscheinungsbild.
Für einen Planer ist es immer eine besondere Aufgabe, ein historisches, denkmalgeschütztes Gebäude mit einer modernen Architektur so zu vereinen, dass die Identität des Gebäudes dadurch nicht zerstört sondern aufgewertet wird. Das Neue mit dem Alten in Harmonie zu bringen und ein sich gegenseitig ergänzendes Miteinander zu einem Ganzen zusammenzufügen. Das war mein großes Ziel, welches ich ohne die gute Zusammenarbeit mit dem Bauherrn, den Mitarbeitern der Verbandsgemeinde Hagenbach, den Behörden, den Fachplanern und den ausführenden Handwerksbetrieben nicht alleine hätte meistern können. Deshalb ein großes Dankeschön an Sie alle an dieser Stelle.“
Die passende Kulisse der Feier bildete die Ausstellung von Gemälden der Hagenbacher KünstlerInnen Agnes Genzler, Ernie Wölfle und Jochen Brockschmidt. Den musikalischen Rahmen bildeten Heidrun Paulus und Naila Alvarenga.
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