Gastropacha populifoliaIn der tropisch warmen Nacht vom 22. August 2012 gelang mir im Gewerbegebiet von Hagenbach der Fund eines Pappelgluckenmännchens (Gastropacha populifolia). Dieser Falter saß ganz ruhig an einem Autoreifen. Er wurde wahrscheinlich von einer in der Nähe befindlichen Leuchtstoffröhre angelockt. Durch seine Farbe und Form ist er leicht zu übersehen. Man könnte ihn auf den ersten Blick durchaus mit einem trockenen Laubblatt verwechseln. Aber das geübte Auge eines Nachtschmetterlingsfotografen lässt sich nicht so einfach täuschen.

Gastropacha populifolia gehört zur Familie der Glucken (Lasiocampidae), die mit 22 Arten in Mitteleuropa vertreten sind. Wer nicht aufpasst, könnte sie eventuell mit der ähnlichen Kupferglucke (Gastropacha quercifolia) verwechseln. Letztere ist wesentlich häufiger als die jetzt wiederentdeckte Pappelglucke. Die Raupe von Gastropacha populifolia ernährt sich von Pappeln und Weiden. Sie soll sonnige und luftfeucht stehende Schwarzpappeln bevorzugen. Solche Bedingungen sind in den Auwäldern um Hagenbach tatsächlich vorhanden.

Gastropacha populifolia galt bis heute in Rheinland-Pfalz als "ausgestorben oder verschollen" (Quelle: Melanargia, XXII. Jahrgang, Heft 4, Rote-Liste-Vorschlag). Der letzte Fund liegt schon sehr lange zurück. Nach meinem neuen Fund muss nun die Bewertung in der Roten Liste von "0" auf "1" zurückgestuft werden. Es ist natürlich sehr erfreulich, wenn festgestellt wird, dass die Art immer noch vorhanden ist. Deutschlandweit ist Gastropacha populifolia in der Roten Liste als "vom Aussterben bedroht" (Kategorie 1) geführt. Soweit mir bekannt ist, dürfte sie überall in ganz Europa nur äußerst selten vorkommen. In manchen europäischen Gebieten, z.B. Westfrankreich und Großbritannien, wurde sie überhaupt noch nie gesehen.

Dieter Kremb