Seltene Köcherfliegen in Moorgebieten um Hagenbach
Ein Text von Dieter Kremb
Nur etwa 9 Arten der einheimischen Köcherfliegen leben als Larve in Moorgewässern und sind meistens als "sehr selten" in den Roten Listen aufgeführt. Die hier vorgestellten zwei Arten Oligostomis reticulata und Hagenella clathrata sind auf Lebendfotos, auf denen nur die Vorderflügel sichtbar sind, oft sehr schwer zu unterscheiden. Hagenella clathrata und Oligostomis reticulata haben keine deutschen Namen. Hagenella clathrata gilt in Rheinland-Pfalz als ausgestorben. Die einzigen Nachweise in der Pfalz stammen aus dem Jahr 1914 und 1959. Oligostomis reticulata ist nicht ganz so selten. In manchen Bundesländern wird sie als "stark gefährdet" eingestuft. Dem Autor gelang am 26.04.2010 mitten in Hagenbach, auf der Suche nach seinem Hauptinteresse, den Schmetterlingen, zufällig ein Foto von Oligostomis reticulata.
Diese nacht- und dämmerungsaktive Köcherfliege saß am Nachmittag ruhig und auffällig an seiner Hauswand. Als er sie aus einiger Entfernung entdeckte, sah sie auf den ersten Blick fast wie ein ruhender Nachtfalter aus. Erst aus der Nähe erkannte er den Glanz der Flügel, die Flügelzeichnung, ihre langen schwarzen Fühler und die dunklen Beine.
Die erwachsenen Tiere beider Arten fliegen normalerweise von Ende April bis Juni. Sie können bis zu 4 km zurücklegen. Vermutlich lag das Larvengebiet von Oligostomis reticulata im Randbereich des Bienwaldes. Dem Finder ist etwa 1 km nordwestlich von Hagenbach ein mooriger Tümpel bekannt, wo er früher schon pH-Messungen vorgenommen hat. Da es aber noch weitere Moorflächen im Bienwald und möglicherweise auch in der Nähe des Rheines um Hagenbach gibt, ist das exakte Entwicklungsvorkommen dieses Exemplares nicht gesichert. In solchen Biotopen könnte eventuell auch ein Wiederfund von Hagenella clathrata möglich sein. Ein kleiner Unterschied besteht allerdings doch. Oligostomis reticulata kommt nur in Niedermooren vor, Hagenella clathrata bevorzugt Zwischenmoore und Hochmoore, soll aber ausnahmsweise auch schon bei Niedermooren gefunden worden sein.
Zwischenmoore haben meistens einen niedrigeren pH-Wert und eine geringere Ca-Ionen-Konzentration als Niedermoore. Bei Hochmooren ist der Unterschied der Messwerte wesentlich deutlicher. Auch ohne Messungen lässt sich der Moortyp an seiner speziellen Flora abschätzen.
Schon 1999 hat Peter J. Neu in seinen Beitrag "Revision der Köcherfliegen (Trichoptera) im Pfalzmuseum für Naturkunde, Bad Dürkheim" ein mögliches Vorkommen von Hagenella clathrata in diesem Bereich vermutet; Zitat: "Untersuchungen, z.B. des Bienwald-Gebietes im trichopterologisch bisher ungenügend erforschten südlichen Rheinland-Pfalz sowie verbliebener Moor- und Sumpfflächen entlang des Rheines könnten jedoch durchaus zu einen Neunachweis führen".
Leserfotos und Funddaten dieser Köcherfliegenarten werden gerne von der POLLICHIA e.V., Bismarckstraße 33, 67433 Neustadt, entgegengenommen. Für Digitalfotos im JPG-Format ist eine Größe von ca. 100 kB ausreichend. Email: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Oligostomis reticulata fotografiert am 26.04.2010 von Dieter Kremb in Hagenbach.