Den Anfang beim vierten Hagenbacher Kleinkunstabend macht Elias Werling, ein dreizehnjähriger Nachwuchspianist aus Hagenbach, der im letzten Jahr beim Jugend musiziert-Regionalwettbewerb Südpfalz einen zweiten Platz in der Kategorie Klavier solo erspielte. Drei Sätze aus den Poetischen Tonbildern von Edvard Grieg waren zu hören, eine durchaus anspruchsvolle Komposition und für einen Jungen Musiker eine reife Leistung, die auch mit entsprechendem Beifall quittiert wurde.*)
Es folgte Rainer Baumgärtner mit einem Vortrag über Hagenbacher Geschichten. Der gebürtige Hagenbacher hat sich einen Namen gemacht hat mit regionalen Geschichten und Geschichtchen, die oft mehr über die Menschen erzählen als die Schilderungen, die sonst so in üblichen Publikationen zu entdecken sind. Es folgten zwei moderne Liebeslieder, die Klaus Feldmann, begleitet von Klaus Prinz, zum Besten gab. Man kennt ihn als verliebten Trommler aus dem gleichnamigen Singspiel, das der Kleinkunstverein 2014 aufführte, und der Stadtmadam aus 2012, in der er den Sekretär des Vogtes spielte und sang. Roland Dübon wusste einiges über den ältesten Konflikt der Menschheit zu berichten: Männer und Frauen.
Dann trat ein 14-köpfiger Projektchor auf, der zwei Renaissance-Chorsätze aus der Feder von John Dowland im Gepäck hatte. Das zweite Lied frischte Gunther Grasemann mit Sologesang und Gitarrenklängen auf, im Hintergrund ein dezenter E-Piano-Klang der 80er-Jahre. Diese Darbietung kam einer Version nahe, die Sting mit dem Lautenisten Edin Karamazov 2006 mit dem Vokalensemble Stile Antico auf einer Tournee zum Besten gab.
Schon 2016 wagten sich Ute Lins und Klaus Prinz an einen Auszug aus Goethes Faust heran, der sich über rund 15 Minuten zog. Dieses Jahr setzen sie noch einen drauf und präsentierten einen Auszug aus „Nacht“ und den beiden Studierzimmerszenen. Eine Einleitung sowie der fehlende Osterspaziergang wurden von Peter Bussem eingeflochten. Ein Höhepunkt war sicherlich die Studienplatzberatung, die der Teufel im Gewande Fausts einem jungen Schüler angedeihen ließ. Der 13-jährige Joel Bussem gab den Schüler mit erstaunlicher Professionalität. Insgesamt spulten die drei 750 Textzeilen mit großer Textsicherheit und Spielfreude ab. Seien wir gespannt, was dieser Klassikertruppe beim nächsten Mal auf Lager haben wird.
Gunther Grasemann kontrastierte den Faust mit zwei mit großer Meisterschaft zur Gitarre vorgetragenen Balladen von Barry Gibb und John Denver. Danach trat Albert Bisson, langjähriger Tubist des Musikvereins Rheingold, auf und erklärte dem staunenden Publikum seine Tuba. Dabei berief er sich auf den alttestamentarischen Urbassisten schlechthin: “Vater unser, der Tubist im Himmel!”. Anschließend warteten Hiltrud Wolf und Edith Prinz mit einem Beethoven-Duett auf, das am Klavier begleitet wurde.
Es folgte die Übergabe eines Bildes aus der Stadtmadam, das den Stadtbürgermeister Franz Xaver Scherrer als Barockfürsten zeigte (s.u.). Dieses Bild wurde bei der Uraufführung der Stadtmadam am 21. April 2012 erst eine Viertelstunde vor Aufführungsbeginn aufgehängt, weil es für den Bürgermeister eine Überraschung sein sollte. Und was machte dieser? Er stürmte drei Minuten vor Aufführungsbeginn durch den hinteren Bühnenzugang auf die Bühne und stand plötzlich direkt unter dem Bild, das „jeder im Saale hätte sehen dürfen, nur er nicht“. Nun galt es, ihn mit allen Mitteln von der Bühne zu verscheuchen, damit er nicht noch in buchstäblich letzter Minute das Bild entdeckte. Diese Geschichte gab Klaus Prinz zum Besten und wurde später von Franz Xaver Scherrer bestätigt: „Genauso war’s.“.
Zum Abschluss gab es noch ein Singen für jedermann: Edith Prinz stimmte, von Gitarre und Klavier begleitet, drei Volkslieder an, die vom Publikum eifrig mitgesungen wurden. Auch eine schöne Sitte.
Für den 28. September nächsten Jahres plant der Kleinkunstverein eine musikalische Präsentation der Rockgeschichte der 1960er-Jahre. Vieles von den Beatles wird zu hören sein, aber auch Songs der Bee Gees, Stones oder Hollies. Die Kern-Rockband wird durch einen Chor, durch Streicher und Bläser unterstützt, wie man das vom Kleinkunstverein so kennt. Der nächste Kleinkunstabend findet daher erst wieder 2020 statt.
*) Durch ein technisches Problem existieren keine Fotos von Elias Werling am Kleinkunstabend, weswegen eines vom Neujahrsempfang eingefügt wurde. Es fehlen weiterhin Fotos von Rainer Baumgärtner und Klaus Feldmann.
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